Zukunftsthema: Grüne Infrastruktur

„Grüne Infrastruktur“: Für den Bund Deutscher Landschaftsarchitekten (bdla) ist dies das Thema, das die Branche in Zukunft vermehrt beschäftigen wird. Im Raum steht die intensivere Gestaltung urbaner und ländlicher Räume durch Landschaftsarchitekten. Diesen programmatischen Schwerpunkt hat das neu konstituierte Präsidium des bdla Mitte Juli in Berlin gesetzt. Mit der Diskussion dieses Konzeptes eröffne sich danach erneut eine Chance, die Landschaft als zentrales Element einer gesellschaftlichen Strategie zu positionieren.
„Mit der intensiveren Nutzung urbaner und ländlicher Räume werden an die Leistungsfähigkeit unserer Umwelt immer höhere Anforderungen gestellt“, heißt es dazu in einer Erklärung des Verbandes. Demografische Entwicklung, Schrumpfung und Wachstum der Städte, Klimaveränderungen und Energiewende führten zu stetig zunehmenden Belastungen; „Solarfelder und Anbau von Bioenergiepflanzen prägen neuartige Flächennutzungen, zusätzliche Verkehrs- und Stromtrassen zerschneiden den Landschaftsraum.“ Derzeit werde die vorhandene Infrastruktur unter großen Anstrengungen den veränderten Bedingungen angepasst, ganze Systeme würden umgebaut. Insbesondere als Folge des Klimawandels zeige sich parallel dazu aber auch eine Entwicklung, die originär landschaftlichen Elemente als „systemrelevant“ zu betrachten und ihnen als „Grüne Infrastruktur“ einen eigenständigen Wert zuzuweisen.
„Grüne Infrastruktur“ als gesellschaftliche Strategie
„Im Zuge dieser Tendenzen wird wieder einmal sichtbar, dass man den Umgang mit natürlichen Ressourcen nicht aus einer lokalen Perspektive betrachten darf, sondern in einen größeren Kontext einbinden muss“, heißt es weiter. Der Begriff „Grüne Infrastruktur“ stehe deshalb für das menschliche Wirken in der Landschaft im weitesten Sinne. Sie umfasst sowohl naturnahe Strukturen als auch stark anthropogen geprägte Freiraumelemente.
„Grüne Infrastruktur“ zeigt sich demnach in Form sehr unterschiedlicher Themenbereiche: So gehören Maßnahmen zum Hochwasserschutz, zur Integration von Verkehrs- und Energiesystemen, zur Entwicklung von Stadtgrün, zur Konzeption von Gesundheits- und Freizeitlandschaften dazu. Immer geht es dabei um das übergeordnete Ziel, die Auswirkungen des Klimawandels zu begrenzen und die alltägliche Lebensumwelt des Menschen zu qualifizieren. Die Breite der Anforderungen werde vor allem in dicht besiedelten Gebieten nur mit Ideen einer multifunktionalen Nutzung von Räumen zu bewältigen sein, einem wesentlichen Merkmal „Grüner Infrastruktur“.
„Grüne Infrastruktur“ als planerische Chance
Neben der „Grauen“ soll es nun also endlich auch die „Grüne Infrastruktur“ geben! Sie ist ein eigenständiges System der Daseinsvorsorge und öffentlichen Wohlfahrt, in welchem die Prinzipien einer nachhaltig orientierten Planung ihre gebaute Form annehmen. Unter diesen Gesichtspunkten sollten wir auch darüber nachdenken, ob unser planerischer Werkzeugkoffer die geeigneten Instrumente enthält oder wir unsere Arbeitsmittel dem Zweck anzupassen haben.
Nachdem die Europäische Union mit der Strategie zur „Grünen Infrastruktur“ eine neue Entwicklung angestoßen hat, werden die damit verbundenen Ziele immer häufiger aufgegriffen. Daran zeigt sich bereits, welches Potential die Strategie besitzt. bdla-Präsident Till Rehwaldt bringt es für die Landschaftsarchitektur auf den Punkt: „Wenn wir uns heute mit aktuellen gesellschaftlichen Entwicklungen befassen, wird schnell deutlich, dass die Themen Landschafts- und Umweltentwicklung immer stärker ins Zentrum der öffentlichen Aufmerksamkeit rücken. Das Konzept der Grünen Infrastruktur verknüpft die naturräumlichen und anthropogenen Perspektiven, und steht damit für eine Balance von Mensch und Umwelt.“
Landschaftsarchitekten und ihr Berufsverband, der bdla, wollen sich daher in die aktuelle Diskussion an vorderster Stelle einbringen. Denn: „Grüne Infrastruktur“ ist Landschaftsarchitektur!

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